Alte Legenden Indiens. Nagas – Schlangenmenschen
Der Naga-Kult ist im Kullu-Tal sehr verbreitet. Im Frühling feiern sie Nagpodchmi – die Verehrung der Schlangen. Die Bewohner drücken den Schlangen ihren Respekt aus, bringen Milch in ihre Löcher und beten. Wenn die Milch getrunken wird, ist das ein gutes Zeichen der Schirmherrschaft. Vishnu selbst sitzt auf einem Hexnag-Thron im Weißen Meer und fliegt auf einem großen weißen Adler zu diesen Orten. Der Himalaya* wurde einst Nagadhiraj* genannt. Im Sanskrit hat „nag“ eine doppelte Bedeutung. Das sind Berge und zugleich eine Schlange.
Der Naga-Kult ist sehr alt. Indischen Historikern zufolge existierte es bereits vor der Ankunft der arischen Stämme in den Tälern des Himalaya. In der historischen Literatur gibt es Informationen darüber, dass die vedischen Arier die in Nordindien lebenden Bergvölker Dasyu, Nishads und Kirats nannten. Später wurden diese Stämme als Yakshis, Nagas und Kinneras bekannt. Yakshas und Nagas sind in der jahrhundertealten Geschichte verschwunden und Erinnerungen an sie stammen nur noch aus Mythen, Legenden sowie aus dem überlebenden Kult der Nagas. Vertreter des alten Volkes, die Kinners, leben noch immer in Kinnor, am südöstlichen Stadtrand von Himachal Pradesh.
* Himalaya – (Sanskrit) wörtlich: gim – Schnee; alai – Haus, d.h. „Haus aus Schnee“
* Nagadhiraj – (Sanskrit) wörtlich: nag – Berge, Schlange; adhi – vor allem; raj – König, d.h. „der höchste König der Berge oder Schlangen“
